Meister Eckhart (1260–1328), einer der bedeutendsten christlichen Mystiker, ist bekannt für seine tiefgründigen und oft kontroversen Aussagen über Gott, das Selbst und die Beziehung des Menschen zum Göttlichen. Seine Gedanken regen bis heute zur Reflexion an und haben eine bleibende Wirkung auf Philosophie, Theologie und Mystik. Hier sind einige seiner bekanntesten und zentralen Aussagen:
1. Über die innere Gotteserfahrung
• „Das Auge, mit dem ich Gott sehe, ist dasselbe Auge, mit dem Gott mich sieht.“
→ Meister Eckhart betont die Einheit zwischen Gott und Mensch. Die Erfahrung Gottes geschieht nicht außerhalb, sondern in der Tiefe der Seele.
• „Gott ist näher an mir, als ich es mir selbst bin.“
→ Diese Aussage verdeutlicht Eckharts Verständnis von Gottes unmittelbarer Gegenwart im Innersten des Menschen.
2. Über Loslassen und Hingabe
• „Der Mensch soll sich von allen Dingen lösen und Gott allein in sich wirken lassen.“
→ Eckhart betont das Loslassen von weltlichen Bindungen und selbstbezogenen Gedanken, um Raum für Gott zu schaffen.
• „Willst du alles haben, so darfst du nichts wollen.“
→ Nur durch das Aufgeben von Ego und Wünschen kann wahre Fülle im göttlichen Sinn erfahren werden.
3. Über das wahre Sein
• „Gott wird in der Seele geboren, wo nichts als Gott ist.“
→ Die „Geburt Gottes in der Seele“ ist ein zentraler Gedanke Meister Eckharts. Es bedeutet, dass Gott in jedem Menschen gegenwärtig werden kann, wenn der Mensch sich auf ihn ausrichtet.
• „Je mehr du eins wirst, desto näher bist du Gott.“
→ Einheit, Einfachheit und Innerlichkeit führen zur tiefsten Verbindung mit Gott.
4. Über das Handeln im Alltag
• „Der gerechte Mensch ist der, der mit gleichem Geist in der Welt und im Gebet steht.“
→ Mystik bedeutet nicht Weltflucht. Eckhart sieht Gott in jeder Handlung, sei es im Gebet oder im Alltag.
• „Warum sucht ihr Gott so weit draußen? Er ist doch innen.“
→ Eckhart fordert auf, Gott nicht in äußeren Dingen zu suchen, sondern im eigenen Inneren.
5. Über Leiden und Nichts
• „Man muss Gott in allem lassen: im Glück und im Leid, im Guten wie im Bösen.“
→ Eckhart lehrt, dass Gott in allem gegenwärtig ist und der Mensch ihn auch im Leiden erkennen kann.
• „Das höchste Gut ist das Nichts.“
→ Eckharts Idee des „Nichts“ bedeutet, dass wir uns von allem Egozentrischen befreien müssen, um Gott zu erfahren. Es ist das völlige Loslassen des Selbst.
6. Über die Ewigkeit Gottes
• „Die Zeit ist das, was in der Ewigkeit vergeht.“
→ Eckhart hebt die Zeitlosigkeit Gottes hervor. Für ihn ist Gott immer gegenwärtig und außerhalb aller zeitlichen Begrenzungen.
• „Der Weg zu Gott führt nicht irgendwohin, sondern zurück zu dir selbst.“
→ Gott wird nicht „gefunden“, sondern als bereits immer gegenwärtig erkannt.
Einfluss und Bedeutung
Meister Eckharts Aussagen wurden von der katholischen Kirche zu seiner Zeit oft missverstanden, da sie die Trennung zwischen Mensch und Gott aufzulösen schienen. Dennoch inspirieren seine Schriften, Predigten und Ideen Menschen verschiedener Glaubensrichtungen bis heute, da sie zur inneren Einkehr und Gotteserfahrung anregen.